Kauf einer Altbaubauwohnung

Die Leserfrage: Ich möchte mir eine Eigentumswohnung kaufen, um diese
selber zu nutzen, am liebsten eine Altbauwohnung, weil ich die hohen Decken und Fassaden so schön finde. Nun sind diese Häuser so um die 100 Jahre alt. Was muss hier baulich beachtet werden?

Der Experte: Gebäude weisen immer die Bau- und Konstruktionstechniken ihrer Epoche auf. Als „Altbau“ werden im Allgemeinen Mehrfamilienwohnhäuser der Gründerzeit aus den Dekaden vor dem
1. Weltkrieg bezeichnet. In der Regel haben sie tragende Mauerwerkswände, Holzbalkendecken und Dachstühle aus Holz. Diese sind besonders durch Feuchtigkeit gefährdet. Vor dem Kauf sollte der Zustand von Dach, Dachrinnen und aller das Regenwasser ableitenden Bauteile kontrolliert werden. Zugängliche Holzdecken sollten auf Festigkeit überprüft werden, und ob Spuren von Pilzen oder Zersetzungen erkennbar sind. Dies gilt im Besonderen für aufliegende Balkenköpfe. Diese sind meist nicht zugänglich, ohne Boden oder Decke stellenweise zu öffnen. Hier wären Stichproben sinnvoll, um Rückschlüsse auf den Zustand zu ermöglichen. Insbesondere Hausschwammsanierungen sind aufwendig und können je nach Fortschritt des Befalls sehr teuer werden. Fragen Sie die zuständige Verwaltung, ob und wann eine solche Prüfung oder Sanierung bereits erfolgt ist. Vielleicht wird Ihnen als Kaufinteressent eine eigene Begutachtung ermöglicht.


Experte ist der Hamburger Architekt Holger Roik,
www.roik-architekt.de
Er beantwortet einmal im Monat Fragen zu Bauschäden und Hausbau.

Hamburger Abendblatt, Sa./So. 7./8.  November 2015, Seite 43

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