Wasserablauf vor bodentiefer Verglasung
Die Leserfrage: Kürzlich haben wir unseren Neubau Freunden gezeigt, die auch gerade gebaut haben. Beide Häuser besitzen bodentiefe Fenster zur Terrasse. Unseren Freunden fiel auf, dass bei ihrem Haus vor diesen Fenstern Gitterroste sind, wie man sie von Wasserrinnen her kennt. Bei uns fehlen diese Roste. Wären sie notwendig?
Antwort des Experten: Was Sie meinen, sind sogenannte Wasserablaufrinnen, die vor bodentiefen Fenstern platziert werden. Der Sinn ist, Durchfeuchtungen im Bereich des Fensters zu vermeiden. Regenwasser und insbesondere Tauwasser von Schneeverwehungen vor dem Fenster können so direkt vom Haus weg- und abfließen. Bodentiefe Fenster sind ein neuralgischer Punkt beim Bauen. Sie dringen in den Sockelbereich ein und stellen eine Fuge zwischen geschlossener Wand und Fenster dar. Eine geschlossene Wand muss zum Beispiel bis zu 15 Zentimeter Höhe über Oberkante des Terrassenbelages abgedichtet sein, damit sie vor Durchfeuchtungen im Sockelbereich geschützt wird. Bodentiefe Fenster brauchen nur eine angedichtete Schwellenhöhe von fünf Zentimetern. Darum wird hier als „Ausgleich“ eine Rinne eingebaut, die am besten an das Regenwassersiel angeschlossen ist. Es kann auf diese Rinnen verzichtet werden, wenn die bodentiefen Fenster vor Witterungseinflüssen, beispielsweise durch ein großes Vordach, ausreichend geschützt sind.
Experte ist der Hamburger Architekt Holger Roik.
Er beantwortet einmal im Monat Fragen zum Bauen.
www.roik-architekt.de
Hamburger Abendblatt, Fr./Sa./So. 2./3./4. Oktober 2015, Seite 41
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